Bild: Matthias Schütt
Neuauflage des Fight Club – PSV Neustrelitz sichert sich weitere 3 Punkte
Den meisten Konsumenten gepflegter Abendunterhaltung dürfte der Prügelstreifen von Regisseur David Fincher noch geläufig sein. Doch der Schlagabtausch, den sich die Heroen des PSV Neustrelitz am vergangenen Samstagabend mit den nicht minder kämpferisch gepolten Athleten des VV Humann Essen lieferten, machte dem Filmklassiker aus dem Jahre 1999 in puncto Siegeswillen und Härte alle Ehre. Was den coronabedingt dezimierten, aber dennoch lautstarken Fans in der Strelitzhalle geboten wurde, war hochspannender Volleyball gepaart mit emotionalen Gefühlsausbrüchen auf beiden Seiten des Netzes.
Der PSV startete sichtlich nervös in die Partie und schaffte es insbesondere nicht, seine Annahme zu stabilisieren. Zudem legten die Gäste aus Nordrhein-Westfalen los wie die Feuerwehr und punkteten zuverlässig. Gegen Ende des Satzes kamen die Neustrelitzer schließlich noch auf Betriebstemperatur, konnten den Satz aber nicht mehr drehen und wechselten mit 20:25 die Seiten.
Nun hieß es „Hintern abputzen“ und von vorn beginnen. Das Team vom Trainergespann Mewes Goertz und Dirk Heß wollte zeigen, dass es mit den Abstiegsrängen in der 2. Bundesliga nichts zu tun haben will. Da den Neustrelitzern der sonst so druckvolle Aufschlag in der ersten Phase des Spiels nicht gelingen wollte und die starke Abwehr der Nordrhein-Westfäler Beton anrührte, lief man auch in Satz 2 erstmal einmal der Essener Führung hinterher. Durch taktische Verschiebungen im Annahmeriegel gelang es der blauen Equipe von der Seenplatte nun aber doch, die ein oder andere Annahme punktgenau zu Zuspieler Ole Schröter zu befördern, sodass nun vor allem Punktegarant und späterer MVP Tom Orzelski seine Angriffsmaschinerie anwerfen konnte. Essen war jedoch ebenso nicht gewillt, das Spiel wegzuschenken. Ball um Ball hämmerten die Modelathleten ins gegnerische Feld, sodass der Hallenwart in seiner Kiste schon nach dem Reparatur-Kit für das lädierte Parkett kramte. Nach einer Dreipunkteserie zum 20:21 für Essen nahm Trainer Goertz seine letzte Auszeit. „Es ist nur ein Job. Gras wächst, Vögel fliegen, Wellen spülen Sand weg – ich verprügle heute Gegner.“, musste sich Tom Orzelski nach dem freien Zitat Muhammad Alis gedacht haben und ging zum Aufschlag. Kurz, knapp, wahr: Tom setzte wild entschlossen die entscheidenden Wirkungstreffer, sodass der eingewechselte Lucas Grofe über die Außenposition den Sack zum 1:1 Satzausgleich zumachen konnte.
Ob der geschätzte Gästetrainer nebenberuflich als Motivationstrainer arbeitet, ist nicht überliefert. Sein Team zeigte sich jedoch völlig unbeeindruckt vom erstarkten Gegenüber. Allen voran Felix Quecke und Jan Holthausen nutzten Schwächen im Neustrelitzer Block mit ihrem variablem Angriffsspiel konsequent aus. Die Zuschauer bekamen nun hart umkämpfte Ballwechsel zu sehen. Die PSV-Herren um Neukapitän Ricardo Galandi stemmten sich mit überwältigendem Engagement erfolgreich gegen den erneut drohenden Satzverlust. Beim Spielstand von 18:21 entschied man sich auf Neustrelitzer Seite für einen Rhythmuswechsel im Zuspiel und brachte Cordian Daniluk für Ole Schröter. Der frankophile Informatikstudent ging im Kopf noch schnell ein paar Binärcodes durch und wurde von Libero Jacob Genzmer nach einer Weltklasse Abwehr unter die Hallendecke sogleich gefordert. Cordi entschied sich nun den schwierigsten, aber überraschend eineindeutigen Kopfpass auf Pipe zu spielen (Achtung Insider!) und fand dort Sprungtalent Lucas Grofe, der anscheinend Cordis Affinität zu verrückten Pässen teilt und den Ball gnadenlos verwandelte. PSV-Blocklatte Paul Sprung ließ mit seinen Bratpfannen in der Mitte den finalen Essener Schnellangriff nicht zu und beendete Satz 3 mit dem zweiten KO-Schlag zum erneuten 25:23.
Was die Spieler beider Teams nun im vierten Satz boten, war an Spannung kaum zu überbieten. Keinem der Kontrahenten gelang es zunächst, sich signifikant abzusetzen. Beim Spielstand von 12:12 kam dann mal wieder Aufschlagsbomber Tom Orzelski zum Service. Der Kerl muss Stahlnägel gefrühstückt haben. Frei nach dem Motto „Viel hilft viel“ schmetterte er einen Kracher nach dem nächsten übers Netz…Essen fand einfach kein Mittel gegen die hammerharten Aufschläge, sodass der Gästetrainer beim 18:12 seine Mannschaft noch einmal zum Gespräch bat. Dass der PSV beim Auswärtsspiel in Bocholt schlechte Erfahrungen mit hohen Führungen machte, hatten die Beteiligten anscheinend glücklicherweise schon vergessen. Völlig ungefährdet brachten die Neustrelitzer den vierten Durchgang gegen die nun fehlerhafter agierenden Gäste zu Ende und sicherten sich mit dem 3:1 Heimsieg weitere wichtige drei Punkte.
Im Namen der Mannschaft sei hier ein großes Dankeschön an das Team hinterm Team gerichtet, welches das erste Heimspiel trotz der Coronaeinschränkungen zu einem Top-Event gemacht hat.
Bereits am kommenden Samstag reist die Mannschaft zum nächsten Auswärtsspiel ins niedersächsische Braunschweig und möchte möglichst auch dort wieder Punkte mit nach Hause bringen.
Verfasser: Ricardo Galandi
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